Die Vernichtung von über 1,5 Millionen Armenier*innen wurde in den Jahren 1915 bis 1917 von der Regierung des Osmanischen Reichs politisch-ideologisch und militärisch vorbereitet und auf barbarische Weise umgesetzt.
Das deutsche Kaiserreich war einer der wichtigsten Verbündeten des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg und in dieser Rolle auch mit verantwortlich und aktiv beteiligt am Genozid.
Wie ging kemalistische Republik mit der „armenische Frage“ um?
Der Völkermord an den Armeniern wird von Seiten der herrschenden Klassen der Türkei seit seiner Durchführung 1915 bis heute geleugnet. Bis Mitte der 1960er Jahre wurde der Völkermord ignoriert und totgeschwiegen. Damit einher geht auch die Eigenpräsentation hinsichtlich der der offiziellen Grenzen der Republik Türkei – als habe niemals eine armenische Nation existiert. Die wenigen überlebenden Armenier*innen wurden ebenso wie Pontusgriechen, Juden und Assyrer als „Fremde Völker“ stigmatisiert, die vom türkischen Staat lediglich „geduldet“ waren. Falls die armenische Bevölkerung in Politik oder Medien thematisiert wurde, historisch oder auch in der Gegenwart, wurden und werden sie meist nur als „Feind“, „Verräter“, „Kollaborateur“, etc. bezeichnet. Das Wort „Armenier“ wurde und wird immer noch als Schimpfwort benutzt.
Die erste Herausforderung für die Leugner des Völkermords und ihre Politik des Verschweigens war 1965 – das Jahr des ersten öffentlichen Gedenkens der Armenier*innen an die Opfer des Völkermords.
Die Äußerungen der Vertreter der türkischen Regierung, die Nachrichten und Kommentare der türkischen Presse waren von Feindschaft, Hetze und Drohungen gegen die armenische Community geprägt. Durchgehend wird die Formulierung vom „sogenannten Völkermord“ verwendet. Das öffentliche Gedenken war der Anfang vom Ende der Politik des Schweigens.
Als in den 1970er und 1980er Jahren bewaffnete Aktionen armenischer Diaspora-Organisationen wie ASALA (Armenische Geheime Arme für die Befreiung Armeniens) auf türkische Diplomaten im Ausland durchgeführt wurden, fand das anhaltende Schweigen der Republik Türkei über den Völkermord sein Ende. Die türkische Regierung wurde durch die Attentate gezwungen, zu reagieren und sich zu positionieren.
Die Leugnungspolitik präsentierte im Laufe der Jahrzehnte, entsprechend der politischen Konjunktur, verschiedene Legenden und Lügengeschichten. In Kurzform: „Es war nichts. Alles was erzählt wird, ist eine Lüge“, „Es gab eine gegenseitige menschliche Tragödie“, „Die Armenier haben die Türken massakriert“, „Unerwünschte Ereignisse sind geschehen“, „Die Bewertung der historischen Fakten muss den Historikern überlassen werden“, „Wir sind nicht für das osmanische Reich verantwortlich“. Diese Kurzfassung der Geschichte des Völkermords an den Armeniern und die damit verbundene Erinnerungspolitik soll im Rahmen der Veranstaltung weiter ausgeführt werden und zu einer darauf folgenden Diskussionsrunde anregen.
Veranstaltung des offenen antifaschistischen Treffens Freiburg [OAT]
|24.4.17 | 19:00 Uhr | Linkes Zentrum Freiburg, Glümerstraße 2 |