KGII, HS2006

Angst essen Seele auf
Regie&Buch: Rainer Werner Fassbinder Kamera: Jürgen Jürges Darsteller: Brigitte Mira, El Hedi ben Salem, Irm Hermann, Rainer Werner Fassbinder Produktion: D, 1974 Länge: 89 min. Fassung: 35 mm, Dt. OV

Emmi (BM) ist jenseits der 60, alleinstehend und verdingt sich als Putzfrau. Durch Zufall betritt sie eines Abends eine Stammkneipe marokkanischer Gastarbeiter, wo sie von dem jungen, gutaussehenden Ali (EHbS) zum Tanz aufgefordert wird. Zwei einsame Seelen treffen sich und finden frei von Alter und Nationalität Zugang zueinander. Sie verstehen sich gut, dann besser, dann beschließen sie zu heiraten. Doch damit fangen die Probleme an: Emmi wird mit ausländerfeindlichem Verhalten und scharfen Ressentiments konfrontiert. Durch ihre Heirat hat sie sich im bürgerlichen München ins Abseits manövriert, der Alltag gerät zur Tortur. Und wie jedes andere Paar müssen sich auch Emmi und Ali zudem mit der einen oder anderen gemeinsamen Herausforderung auseinandersetzen. Ihr Verhältnis wird auf eine harte Probe gestellt.

Mit Angst essen Seele auf schuf Fassbinder einen zeitlosen Klassiker, der sich mit Ausländerfeindlichkeit in Deutschland auseinandersetzt. Ein klares Statement gegen Rassismus, aktueller denn je. Die kleinste soziologische Einheit, so sagt man, ist die Paarbeziehung. Und so gehen die beiden diese Vergesellschaftung ein und erweisen sich damit die jeweils dringend benötigte Zuneigung, trotzig, angst- und vorurteilsfrei. Dass dies nicht ohne Herausforderungen abläuft, zeigt der Film ebenso auf.

Fassbinder vergötterte Hauptdarsteller El Hedi ben Salem und hatte mit ihm einige Jahre eine Liebesbeziehung, die – anders als die Aussage des Films wohlgemerkt – in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zugunsten des Regisseurs verlief. Nach der Trennung 1973 und fehlender Unterstützung musste ben Salem Deutschland zügig gen Frankreich verlassen, wo er bereits 1976 starb.

Vorfilm: Schwarzfahrer

Regie: Pepe Danquart Produktion: D 1992 Länge: 12 Min.

In Zeiten des tagtäglichen Rassismus ist dieser Kurzfilm aktueller denn je! Mit cleverer Ironie wehrt er sich gegen die alltägliche Fremdenfeindlichkeit und stellt jene bloß, die andere bloßstellen wollen. Ein kleiner, unterhaltsamer und intelligenter Streifen, ausgezeichnet mit einem Oscar!

aka-Filmclub
Type of Event