Weder lässt sich der Staat aus dem Kapital, noch das Kapital aus dem Staat ableiten. Solche Versuche blamieren sich an der Eigengesetzlichkeit, mit der die Form Staat zur Havarie beigetragen hat, die wir Geschichte nennen. Dass der Staat sowohl der Gesellschaft äußerlich gegenüberzustehen scheint, und sie dennoch, unter dem Titel der Nation, verkörpern soll, ist ein realer Widerspruch: logisch unmöglich, dennoch Wirklichkeit. In einem ähnlichen Verhältnis steht der Staat zum Recht, das er einerseits hervorbringen, an das er aber anderseits doch gebunden sein soll. Das Verhältnis kann auf eine philosophische Ebene gehoben und abstrakt betrachtet werden: Im Verhältnis zum Recht, zur Gesellschaft, zur Nation erscheint der Staat jedesmal als das Subjekt, diese als Substanz, und zwar so, dass die Substanz als ihr eigenes Subjekt betrachtet werden muss, wie es nach Hegel zu lauten hätte. Kann aber die Substanz selbst Subjekt werden? Die bürgerliche Aufklärung ist davon ausgegangen, in den Formen Staat und Recht eine transparente Synthesis der Gesellschaft, eine vernünftige Vermittlung des Ganzen mit dem Einzelnen bereits in Händen zu halten. Es lässt sich zeigen, dass dieser Glaube scheiterte im Moment, als er in Vollzug gesetzt wurde; erst die theoretische Reflexion dieses Scheiterns, der Zerfall der Hegel-Schule, schließlich führt zur Notwendigkeit, die Gesellschaft materialistisch, und das heißt negativ-dialektisch zu betrachten.
Tagesseminar mit Jörg Finkenberger (Würzburg), dessen Buch Staat oder Revolution im August im ça ira Verlag erschien.
Das Seminar findet ab 11.00 Uhr im Büro der Initiative Sozialistisches Forum (Günterstalstr. 37, Hinterhof, 79102 Freiburg) statt. Um Anmeldung via E-Mail (info@ca-ira.net) wird gebeten.