Der Vortrag gibt einen Überblick zur mehr als 40-jährigen Geschichte linker oppositioneller und widerständiger Strömungen in der SBZ/DDR. Sie wird erzählt als Teil der Geschichte der deutschen Linken im Nachkriegs-Deutschland - die Geschichte einer geteilten Linken im geteilten Deutschland, die sich auch nach der „Wiedervereinigung“ fortzusetzen droht. Zur Sprache kommen deren Besonderheiten und Paradigmenwechsel in ihrem geschichtlichen Zeitverlauf sowie die spezifische Gestalt linken Widerstands im Gesamtspektrum oppositioneller und widerständiger Bestrebungen in der DDR.
Die linke antistalinistische Opposition in der DDR war während der gesamten Zeit der Herrschaft einer bürokratischen SED-Nomenklatura permanenter Verfolgung unterschiedlichen Ausmaßes ausgesetzt. Obwohl ihr die aus der Sowjetunion bekannte physische Massenvernichtung vermeintlicher oder tatsächlicher „Staatsfeinde“ erspart blieb, organisierten die Sicherheits- und Parteikontrollorgane zu Zeiten des Hochstalinismus doch eine umfassende politische Vernichtungsauslese: Rätekommunistische, linkssozialistische, trotzkistische oder sozialdemokratische Strömungen wurden nachhaltig zerschlagen, die Massenpartei SED periodisch von solchen Tendenzen „gesäubert“ und die Parteimitglieder wirksam eingeschüchtert. Wer im Namen eines demokratischen Sozialismus das politbürokratische Herrschaftssystem herausforderte, sah sich auch während seiner poststalinistischen Periode von zum Teil langjährigen Haftstrafen, betonharten Berufsverboten, sozialer Diskriminierung und einem permanenten Ausreisedruck bedroht.
Im Vortrag werden unter anderem die Voraussetzungen von politischer Opposition und Widerstand in der DDR sowie die Bedingungen einer Theorieproduktion im dortigen linksoppositionellen Spektrum thematisiert. Schließlich folgen einige Anmerkungen zum Verhältnis der Linken im Westen zur linken Opposition im Osten Deutschlands und zu einigen Aspekten des Einflusses deutscher Zweistaatlichkeit auf deren Beziehungsgeschichte.
Vortrag und Diskussion mit Dr. Thomas Klein (ehemals aktiv in der Gruppe Vereinigte Linke, später Mitarbeiter am zeithistorischen Institut Potsdam)