Die weithin gepriesene Dokumentation The Gleaners and I der
französischen Filmemacherin Agnès Varda nimmt Millets Gemälde Des
Glaneuses aus dem Jahr 1857 zum Ausgangspunkt. Die darauf abgebildete
Praxis des Ährensammelns war Mitte des 19. Jahrhunderts eine kollektive
weibliche Arbeit, bei welcher die Abfallprodukte der Getreideernte, die
liegengebliebenen Ähren, von den Ärmsten der Gesellschaft aufgelesen
wurden. Varda begibt sich an die heutigen Ränder der Gesellschaft um in
poetischen Bildern und Interviews den Menschen nachzuspüren, die sich ob
aus Notwendigkeit, Konsummüdigkeit oder politischer Motivation in die
Tradition dieser heutzutage weitestgehend ausgestorbene Praxis setzen.
Tonnenweise Essen bleibt auch heute noch auf den Feldern oder landet im
Müll. Wie brisant das Thema der nachhaltigen Essensverwertung auch in
Freiburg ist, beweisen zahlreiche Initiativen: Die Tafeln und
EssensFairteiler ersetzen traditionelle Formen der Armenspeisung.
Praktiken des „Containerns“ retten am Rande der Legalität noch
brauchbare Lebensmittel aus den Abfallcontainern der Supermärkte. In
einem offenen Gespräch diskutieren Lorenz Schramm und Eva Rebholz von
Foodsharing Freiburg in Anschluss an den Film das Bild auf der anderen
Seite des Mülltonnendeckels.
Das Museum für neue kunst befindet sich in der Marienstraße 10a