Millionen Menschen aus allen Kontinenten kämpften im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten gegen die faschistischen Achsenmächte. In manchen Ländern sympathisierten Politiker und Teile der Bevölkerung jedoch mit den Nazis und ihren Verbündeten – insbesondere im Nahen Osten. So bot der politische religiöse Führer der Araber in Palästina, Mohammed Amin al-Husseini, den Nazis schon 1933 seine volle Unterstützung an und 1941 inszenierte er zusammen mit dem Politiker Rachid Ali al-Ghailani einen pro-faschistischen Putschversuch im Irak, während die ägyptischen Offiziere und späteren Präsidenten ihres Landes, Gamal Abdel Nasser und Anwar el-Sadat, Militärgeheimisse der Alliierten an das deutsche Afrika-Corps von General Rommel verrieten.
Keiner der Genannten wurde nach 1945 jemals zur Rechenschaft gezogen. Den Vernichtungskampf „gegen die Juden“, den sie an der Seite der Nazis begonnen hatten, konnten sie somit in den Kriegen gegen Israel unvermindert weiterführen.
Die Hamas setzt diese Tradition fort.
Doch an diese Vorgeschichte des Nahostkonflikts wird nur ungern erinnert. Islamwissenschaftler*innen, Publizist*innen und Aktivist*innen hierzulande haben stattdessen immer wieder versucht, selbst fanatische Nazi-Sympathisanten und Kriegsverbrecher als „antikoloniale Freiheitskämpfer“ zu entschuldigen, wie sich an zahlreichen Beispielen nachweisen lässt.
Karl Rössel ist Journalist, Mitglied von recherche international e.V. (Köln) und Kurator der Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“, die seit 2009 in mehr als 60 Orten in Deutschland, der Schweiz, Südafrika und Mosambik gezeigt wurde (www.3www2.de). Er ist Autor des Schwerpunkthefts der Zeitschrift iz3w über Nazikollaborateure in der Dritten Welt und ihre deutschen Apologeten (Ausgabe 312) und hat mehrere Rundfunksendungen zum Thema publiziert.