Laterna Magika

Spätestens seit dem Massenmord vom 11. September 2001 wird darüber diskutiert, was der islamische Terrorismus mit der Religion Islam zu tun hat. Während die einen auf den dezidiert modernen Charakter der islamistischen Bewegung hinweisen, verorten die anderen deren Ursprünge in der islamischen Tradition. Beide haben gegeneinander recht, aber die Frage ist, wie sich dieser Widerspruch theoretisch vermitteln lässt: Als moderne Bewegung versteht es der Islamismus, die Tradition für seine ideologischen Ziele nutzbar zu machen. Das heißt aber auch: Wo kein Fundament ist, da gibt es auch keinen Fundamentalismus. Nirgendwo lässt sich dies deutlicher zeigen als beim islamischen Judenhass, der einerseits in einer langen Traditionskette steht, sich heute in der islamischen Welt aber andererseits maßgeblich aus dem Arsenal des europäischen Antisemitismus speist.

Scheinbar unabhängig davon diskutiert das Feuilleton immer wieder neu, ob Martin Heidegger ein Antisemit gewesen sei und wenn ja: ob dies nur eine private Meinung gewesen sei oder der Antisemitismus seine gesamte Philosophie durchdringe. Der Vortrag führt beide Themenkomplexe zusammen und fragt, inwiefern Sayyid Qutb als wichtiger Theoretiker des modernen Islamismus und Martin Heidegger als nationalsozialistischer Meisterphilosoph derselben historischen Denkbewegung zugeordnet werden können: einer intellektuellen wie politischen Rearchaisierung, einer todessüchtigen Reaktion auf die Moderne, deren Zentrum nicht zufällig die antijüdische Feinderklärung ist.

Es spricht Philipp Lenhard (München), der im ça ira-Verlag gemeinsam mit Alex Gruber den Sammelband Gegenaufklärung. Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung der Gesellschaft herausgegeben hat. Derzeit bereitet er eine sechsbändige Ausgabe der Gesammelten Schriften Friedrich Pollocks vor.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

Sayyid Qutb und Martin Heidegger als Meisterdenker der Gegenaufklärung