Uni KG II, HS 2006

Pitchen nennt man im Filmgeschäft das Vorstellen einer Filmidee gegenüber Produzent*innen oder Redakteur*innen mit dem Ziel, Geld und Unterstützung zu erhalten. Die Statistik zeigt: Für Frauen ist es wesentlich schwieriger, dieses Ziel zu erreichen. Ein griffiges Beispiel lieferte 2012 der Hauptwettbewerb des größten Filmfestivals der Welt in Cannes, denn keiner von zwanzig Beiträgen kam von einer Frau. Im selben Jahr wurde die junge Filmemacherin Isabell Šuba mit einem Kurzfilm nach Cannes eingeladen. Kurzentschlossen engagierte sie eine Schauspielerin, die sich als sie ausgab, sowie einen Schauspieler als Produzenten und drehte einen Film über die Woche zwischen Filmpremiere, Party und Pitching auf der arte-Yacht.

Selbst pitchen musste Isabell Šuba Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste zunächst nicht, denn er entstand spontan und ohne Budget; komplett improvisiert, basierend nur auf einem kurzen Treatment. In einem Interview zur Filmpremiere wurden Šuba und ihre beiden Schauspieler*innen aber aufgefordert, es mal im Nachhinein zu versuchen und eine kurze zweiteilige Zusammenfassung sei nun quasi als Pitch an euch gerichtet. Erstens Frauenperspektive: „Eine neurotische junge Regisseurin, die lesbisch ist, fährt nach Cannes, weil sie dort ihren Kurzfilm präsentiert, den sie mit ihrem unterbegabten, unterirdischen, unzulänglichen Produzenten in Venezuela gedreht hat.“ Zweitens Männerperspektive: „Da ist dieser bezaubernde Produzent, der nach Cannes fliegt, um seine neuen Projekte zu pitchen und irgendwie noch versucht, dieses Boot zu schaukeln, aber er hat eine Kette am Bein, eine Warze am Arsch und das ist Isabell Šuba.“ Ein fulminanter Clash der Geschlechter.

aus der reihe: german mumblecore
Type of Event