Uni KG II, HS 2006

Stefan Zweig wird 1936 in Brasilien wie ein Star in Empfang genommen. Überall werden er und seine junge Frau Lotte umjubelt, um Autogramme gebeten, von Bürgermeistern eingeladen. Die schillernden Veranstaltungen im Stundentakt erschöpfen ihn und doch fühlt er sich wohl dort. Über die Jahre wird er auf seinen Reisen immer wieder um Stellungnahme zur politischen Situation in Europa gebeten. Zweig will nie Partei ergreifen, er glaubt an die „europäische Idee“ und dass sich alles wieder einpendeln wird. Nicht einmal vor seiner ersten Frau Friderike kann er von seinem Glauben lassen. Doch die Realität des Zweiten Weltkriegs, den er aus der Ferne beobachtet, holt ihn ein und höhlt sein Leben zunehmend aus.

Einige Schauplätze über mehrere Jahre und viele Namen und doch hat man das Gefühl, hautnah dabei zu sein, mitten im Geschehen zu stehen. Maria Schraders Film ist intensiv, die ausgewählten Stationen aus Zweigs Leben zeichnen ein sehr ambivalentes, doch sensibles Porträt eines Intellektuellen, der konsequent an sein Ideal glaubt und an der Realität zerbricht. Dank der dynamisch inszenierten Episoden und lebendiger Kameraperspektiven geht einem der distanziert wirkende Zweig nahe. Der Gegensatz zwischen „verarmtem“, heimatlosem Innenleben und einer Außenexistenz im meist bequemen Exil geht voll auf und lässt den Schrecken dieser Zeit für die Exilanten fühlbar werden.

Vorfilm: Herbst
R: Meinhardt Rauchensteiner P: Ö 2015 L: 3 Min.
Menschen sind lernfähig. Tiere ebenfalls. Stofftiere auch?

Produktion: D/F/A, 2016 Länge: 100 min. Fassung: DCP, OmU
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